Long Covid und Post Covid : Symptome, Ursachen und Therapie-Optionen

Inhaltliche Qualitätssicherung: Dr. rer. nat. Till Schumacher (Apotheker)

Schätzungen zufolge infizierte sich innerhalb der letzten Jahre rund die Hälfte der deutschen Bevölkerung mit dem Coronavirus. Während einige Betroffene die Infektion ohne spürbare Symptome überstehen, berichten andere noch lange Zeit nach Eintritt der Erkrankung über verschiedene Beschwerden. Bei zahlreichen Patienten wollen die Symptome nicht so recht vergehen oder verschwinden und kehren nach kurzer Zeit wieder zurück. In der Medizin wird hierbei von Long Covid beziehungsweise Post Covid gesprochen.

Der Anteil der mit dem Coronavirus Infizierten, die ein Long-Covid- oder Post-Covid-Syndrom entwickeln, ist erschreckend hoch: Schätzungsweise sind rund 15 Prozent betroffen. Dies bedeutet, dass bis zu 7,5 Prozent der Bevölkerung Deutschlands unter der chronischen Verlaufsform des Coronavirus leidet. Obwohl es bisher keine allgemein anerkannte Heilmethode für die Erkrankung gibt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Linderung der einzelnen Beschwerden.

Long Covid und Post Covid: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Sowohl bei Long Covid als auch bei Post Covid handelt es sich um eine ungewöhnlich lange Verlaufsform des Corona-Virus, die mit zahlreichen Beschwerden und Spätfolgen für die Gesundheit verbunden ist. Dabei handelt es sich in der Regel um Covid-typische Symptome wie Atemprobleme, Erschöpfung und Schnupfen. Darüber hinaus entwickeln Betroffene häufig psychische Beschwerden wie depressive Verstimmungen, die unter anderem aus der langanhaltenden Belastung resultieren können.

Der Unterschied zwischen beiden Bezeichnungen ist rein zeitlicher Natur: Von Long Covid spricht man, wenn krankheitstypische Beschwerden länger als vier Wochen nach Krankheitsbeginn bestehen bleiben. Wenn Symptome länger als drei Monate nach Krankheitsbeginn anhalten oder kurzzeitig verschwinden und erneut auftauchen, handelt es sich dagegen um Post Covid.

Aufgrund fehlender Langzeitstudien lassen sich bisher leider nur bedingt Aussagen über den Verlauf der Krankheit machen. Es wurde jedoch festgestellt, dass viele Symptome im Laufe der Zeit nachlassen oder sogar gänzlich verschwinden.

Symptome von Long Covid und Post Covid

Long Covid und Post Covid kann mit verschiedenen Symptomen einhergehen, die Betroffenen das Alltagsleben teils erheblich beschweren. Neue Verlaufsstudien zeigen, dass in der Regel ähnliche Beschwerden von unterschiedlicher Intensität auftreten.

Müdigkeit und Erschöpfung

Zu den häufigsten Symptomen von Long Covid und Post Covid gehören Müdigkeit, Erschöpfung und eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Viele Betroffene leiden unter dem sogenannten Fatigue-Syndrom. Dieses charakterisiert sich durch einen anhaltenden Energiemangel und eine Reduzierung des Leistungsvermögens. Es handelt sich um einen Zustand anhaltender Müdigkeit, der trotz Erholung und Schlaf bestehen bleibt. Häufig führt die ständige Erschöpfung dazu, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Belastungen in ihrem Berufs- und Privatleben standzuhalten.

Atembeschwerden

Zu den weiteren möglichen Folgen einer Covid-Erkrankung gehören Atembeschwerden wie Kurzatmigkeit und Luftnot unter Belastung bis hin zu Atemnot. In der Medizin wird hierbei auch von Dyspnoe gesprochen. Viele Betroffene klagen über Schwierigkeiten beim Atmen, die nicht nur beim Sport, sondern auch bei alltäglichen Tätigkeiten auftreten können. Begleitend entstehen häufig Schmerzen im Brustkorb. Da Atemnot oftmals Angstgefühle auslöst oder verstärkt, verursacht sie zusätzliche psychische Belastung. Bei Betroffenen lassen sich durch Röntgenaufnahmen gelegentlich Veränderungen in der Lunge feststellen.

Herzrasen und Herzprobleme

Atembeschwerden gehen bei Long Covid und Post Covid häufig mit Herzrasen, einem unregelmäßigen Herzschlag und Herzproblemen einher. Diese könnten eventuell aus Schädigungen der Blutgefäße oder einer Schädigung des autonomen Nervensystems resultieren. Bei Personen, die bereits vor der Covid-Infektion unter einer Herzerkrankung litten, verschlimmern sich deren Symptome oftmals.

Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Traktes

Insbesondere dann, wenn es im Rahmen der Covid-Infektion zu einer Schädigung der Nasenschleimhaut kam, können Betroffene auch nach Abklingen der Infektion unter anhaltendem Schnupfen leiden. Nicht selten entsteht zudem eine Nasennebenhöhlenentzündung. Einige Betroffene leiden dagegen unter dem sogenannten Post-Nasal-Drip-Syndrom, das mit Schleim im Hals und dem Gefühl einer verstopften Nase einhergeht. Häufig kommt es zudem zu anhaltendem Husten, der wiederum andere Beschwerden wie Atemprobleme nach sich ziehen kann.

Kopfschmerzen

Anhaltende Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen des Long Covid- oder Post Covid-Syndroms. Mediziner vermuten, dass diese eventuell in Folge von Durchblutungsstörungen oder kognitiver Beschwerden entstehen.

Kognitive Beeinträchtigungen

Viele Betroffene klagen zudem über anhaltende kognitive Störungen wie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Diese äußern sich beispielsweise dadurch, dass es nicht mehr möglich ist, über einen längeren Zeitraum konzentriert zu arbeiten oder sich einfache Informationen einzuprägen. Die Beschwerden werden gelegentlich auch als brain fog, also Gehirnnebel bezeichnet. Glücklicherweise lassen kognitive Störungen nach einer Covid-Erkrankung bei den meisten Betroffenen mit fortschreitender Zeit wieder nach.

Muskelschwäche und Muskelschmerzen

Im Zusammenhang mit Long Covid und Post Covid kommt es gelegentlich zu Muskelschwäche. Einige Mediziner vermuten, dass diese aus einer Fehlfunktion der Mitochondrien resultieren könnte. In Folge leiden Betroffene häufig unter Muskel- und Gelenkschmerzen. Diese können auch durch Entzündungen in der Muskulatur und den Gelenken entstehen. In einigen Fällen kommt es zu Rückbildungen und weiteren Schäden der Muskulatur.

Geruchs- und Geschmacksstörungen

Geruchs- und Geschmacksstörungen, die im Rahmen einer akuten Covid-Erkrankung auftreten, können im Falle von Long Covid und Post Covid chronisch werden. Während einige Betroffene Gerüche und Geschmäcker eingeschränkt oder gar nicht wahrnehmen können, kommt es bei anderen zu Fehlwahrnehmungen. Dies ist nicht nur unangenehm, sondern kann in einigen Fällen sogar gefährlich werden – beispielsweise, wenn der Geruch von Gasen oder Rauch in bedrohlichen Situationen nicht wahrgenommen wird.

Psychische Beschwerden

In Folge der anhaltenden körperlichen und seelischen Belastung entwickeln sich bei vielen Betroffenen psychische Beschwerden. Dazu gehören beispielsweise depressive Verstimmungen, Angststörungen und Schlafprobleme. Durch den gesteigerten psychischen Stress kann es zudem zu einer Verstärkung körperlicher Beschwerden kommen. Bei Betroffenen, die bereits vor der Infektion unter psychischen Erkrankungen litten, können sich seelische Probleme verstärken. Einige Mediziner vermuten zudem, dass Covid-bedingte Entzündungsreaktionen die Entstehung von Depressionen begünstigen könnten.

Ursachen für Long Covid und Post Covid

Über die genauen Hintergründe der Entstehung von Long Covid und Post Covid ist sich die Medizin bisher nicht einig. Da es sich bei Covid-19 um eine neue Erkrankung handelt und es keine Langzeitstudien gibt, lassen sich nur bedingt Vorhersagen zu deren Ursachen machen.

Dank einiger neuen Studien gibt es Hinweise darauf, dass es sich bei Long Covid beziehungsweise Post Covid um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte. Bei Infektionen jeglicher Art kommt es unweigerlich zu einer Aktivierung des Immunsystems, die gelegentlich mit Überreaktionen gegen körpereigene Strukturen einhergeht. In diesem Fall kommt es zur Bildung von Autoantikörpern, die im Normalfall jedoch schnell wieder abgeschaltet wird. Eine Autoimmunerkrankung entsteht dann, wenn die Bildung von Autoantikörpern über einen längeren Zeitraum fortgesetzt wird. In Folge kann es zur Zerstörung von Zellen und zur Beeinträchtigung verschiedener Körperfunktionen kommen. Bislang sind sich Mediziner jedoch nicht einig, ob es sich bei Post Covid tatsächlich um eine Autoimmunerkrankung handelt.

Auch zur Entstehung konkreter Symptome gibt es bisher Theorien. Das Coronavirus charakterisiert sich durch das sogenannte Spike-Protein, das seine Oberfläche stachelartig bedeckt. Mithilfe des Proteins überfällt das Virus gesunde Zellen und infiziert diese. Neue Studien zeigen, dass sich das Spike-Protein selbst mehrere Jahre nach einer Infektion noch im Gehirn Betroffener feststellen lässt. Es wird vermutet, dass die Ansammlung dieser Proteine Grund für die möglichen neurologischen Langzeitfolgen einer Post Covid-Erkrankung sein könnte.

Diagnose von Post Covid und Long Covid

Bislang gibt es kein allgemein anerkanntes Diagnoseverfahren des Post Covid- beziehungsweise Long Covid-Syndroms. In der Regel kann jedoch von einer Erkrankung ausgegangen werden, wenn mehrere Symptome einer Covid-19-Infektion über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder nach einer gewissen Zeit wiederkehren.

Bei der Diagnose von Post Covid und Long Covid fokussieren sich Mediziner in erster Linie darauf, andere mögliche Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden auszuschließen. Dabei wird in der Regel jedes der individuell auftretenden Symptome gesondert betrachtet. Wenn ein Patient beispielsweise unter Kurzatmigkeit leidet, wird mithilfe verschiedener Testverfahren überprüft, ob diese eventuell durch eine andere bestehende Erkrankung ausgelöst wird.

Behandlung von Post Covid und Long Covid

Bisher gibt es leider keine allgemein anerkannte Methode zur Behandlung von Post Covid und Long Covid. Die Therapie ist deshalb vielmehr auf die Behandlung der einzelnen auftretenden Beschwerden ausgerichtet. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Symptomen entgegenzuwirken.

Ärztliche Behandlung

Long Covid kann verschiedene Körperregionen und Organe betreffen und unvorhersehbare Langzeitfolgen nach sich ziehen. Aufgrund der Komplexität der Erkrankung und der Bandbreite der möglichen Symptome raten Mediziner zu einem interdisziplinären Behandlungsansatz. In der Regel dient ein Hausarzt beziehungsweise Allgemeinmediziner als erste Anlaufstelle. Wenn spezifische Symptome wie Atembeschwerden oder Depressionen auftreten, ist es jedoch ratsam, zusätzlich entsprechende Fachärzte aufzusuchen.

Bei schweren, chronischen Beschwerden empfehlen Ärzte meist die Einnahme verschiedener Arzneimittel oder weiterführende Therapiemaßnahmen. Dazu gehören, in Abhängigkeit der individuell auftretenden Symptome, Therapieformen wie Psychotherapie, Ergotherapie, Sporttherapie, Physiotherapie oder Logopädie. Bei Kurzatmigkeit verschreiben Ärzte beispielsweise Atemtherapie, bei denen Betroffene Techniken zur Verbesserung ihrer Atmung erlernen. Betroffenen mit kognitiven Schwierigkeiten werden beispielsweise Übungen zur Verbesserung der kognitiven Leistung empfohlen.

Linderung der Beschwerden durch einen gesunden Lebensstil

Häufig leiden Menschen, die von Long Covid und Post Covid betroffen sind, sowohl körperlich als auch seelisch unter den Spätfolgen der Erkrankung. Für viele Betroffene sind die täglichen Anforderungen des Alltagslebens mit großen Schwierigkeiten verbunden. Symptome wie häufige Erschöpfung, Atemnot und psychische Probleme führen zu einem erhöhten Ruhebedürfnis. Es ist also entscheidend, Wert auf ausreichenden Schlaf sowie möglichst viel Ruhe und Entspannung zu legen. Betroffene sollten sowohl körperliche als auch geistige Überanstrengung vermeiden. Durch Yoga, Meditation und Entspannungstechniken wie autogenes Training kann das Stresslevel zusätzlich gesenkt werden.

Eine weitere Schlüsselrolle in der Linderung von Long Covid und Post Covid-Symptomen spielt die richtige Ernährungsweise. Ernährungsexperten raten Betroffenen zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung und dem häufigen Verzehr antientzündlicher Lebensmittel. Dies kann sich nicht nur positiv auf die allgemeine Gesundheit und die Funktion des Immunsystems auswirken, sondern auch Entzündungsreaktionen im Körper bremsen. Als entzündungshemmende Inhaltsstoffe gelten insbesondere Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und sekundäre Pflanzenstoffe. Betroffenen wird empfohlen, Omega-3-reiche Lebensmittel wie fettreichen Seefisch und pflanzliche Öle wie Walnuss-, Leinsamen- und Algenöl in ihren Speiseplan zu integrieren. Antioxidantien wie Vitamin C, E, Carotinoide und Polyphenole befinden sich in zahlreichen Obst- und Gemüsesorten wie Blaubeeren, Avocado, Brokkoli, Karotten und Blattgemüse. Auch probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut und Joghurt können sich positiv auf die Darmflora auswirken und das Immunsystem stärken.

Bei vielen Menschen, die unter den Langzeitfolgen einer Covid-Infektion leiden, lässt sich ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wie Eisen, Zink und Vitamin D feststellen. Besonders häufig wird zudem ein niedriger Omega-3-Spiegel diagnostiziert, der negative Auswirkungen auf autoimmune Prozesse nach sich ziehen kann. Mangelerscheinungen können sich nicht nur nachteilig auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken, sondern auch bestehende Covid-Symptome verschlimmern. Betroffenen wird deshalb empfohlen, ihre individuelle Nährstoffversorgung ärztlich überprüfen zu lassen. Im Falle diagnostizierter Mangelzustände ist es empfehlenswert, diese durch eine gesunde Ernährung und eventuell die Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen.

Fazit: Linderung von Long Covid- und Post Covid-Beschwerden durch einen gesunden Lebensstil

Long Covid oder Post Covid liegt dann vor, wenn Krankheitssymptome länger als vier Wochen beziehungsweise drei Monate nach einer Covid-19-Infektion vorliegen oder nach kurzzeitigem Verschwinden wiederkehren. Betroffene leiden über einen längeren Zeitraum unter verschiedenen körperlichen Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Erschöpfung, Husten, Schnupfen und kognitiven Beeinträchtigungen. Häufig entwickeln sich zudem psychische Beschwerden wie depressive Verstimmungen oder Angststörungen.

Da es sich um ein junges Phänomen handelt, weiß die Medizin bisher recht wenig über die Verlaufsform, die Entstehung und die Spätfolgen der Erkrankung. Zudem gibt es bisher kein allgemein anerkanntes Diagnose- oder Heilverfahren. Einige Mediziner gehen jedoch davon aus, dass es sich bei Post Covid um eine Autoimmunerkrankung handelt. Darüber hinaus konnten bei einigen Betroffenen mehrere Jahre nach der Covid-Infektion Spike-Proteine im Gehirn gefunden werden. Es wird vermutet, dass diese zur Entstehung kognitiver Störungen beitragen könnten.

Häufig lassen die Symptome von Long Covid und Post Covid nach einer gewissen Zeit nach oder verschwinden sogar ohne gezielte Behandlung. Wenn die Beschwerden lange andauern und sich negativ auf die Lebensqualität von Betroffenen auswirken, empfiehlt sich jedoch eine ärztliche Behandlung. Einige der auftretenden Symptome können anhaltende gesundheitliche Probleme wie Organschäden nach sich ziehen und erfordern deshalb die Behandlung durch Fachärzte. Zur Linderung der Beschwerden und Verbesserung der allgemeinen Gesundheit ist es zudem entscheidend, auf einen entspannten Lebensstil und eine gesunde Ernährung zu achten. Ausreichend Ruhe und Schlaf, Entspannungstechniken sowie eine ausgewogene Ernährung mit entzündungshemmenden Lebensmitteln können das Wohlbefinden Betroffener langfristig steigern und Beschwerden reduzieren.

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