Inhaltliche Qualitätssicherung: Dr. rer. nat. Till Schumacher (Apotheker)
Ausreichende Mengen an Vitamin B12 sind nötig, um gesund zu bleiben und sich wohl zu fühlen. Vitamin B12 ist ein wichtiger Nährstoff, der eine entscheidende Rolle für die Vitalfunktionen des Körpers spielt.
Da Vitamin B12 hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt und der Mensch diese Substanz nicht selbst herstellen kann, muss Vitamin B12 entweder über die Nahrung oder als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.
Insbesondere vegan oder vegetarisch lebenden Menschen wird die Supplementierung von Vitamin B12 angeraten, um einen Vitamin-B12-Mangel zu verhindern. Symptome für einen Vitamin-B12-Mangel können u.a. sein:
- Müdigkeit
- Appetitlosigkeit
- Schwindel
- Taubheit
- Kopfschmerzen
- allgemeines Unwohlsein
- depressive Verstimmungen
Doch wie sieht es bei einer Vitamin-B12-Überdosierung aus? Ist es überhaupt möglich, zu viel Vitamin B12 einzunehmen und wie groß ist die Gefahr einer Vitamin-B12 -Überdosierung?
Was ist Vitamin B12?
Bevor wir uns mit der Vitamin-B12-Überdosierung befassen, gehen wir zunächst auf Vitamin B12 selbst ein.
Wie alle B-Vitamine ist Vitamin B12 wichtig für die Energieerzeugung im Organismus und dementsprechend auch unverzichtbar bei der Abwehr von Infektionen und Krankheiten.
Das wasserlösliche Vitamin B12 muss dem Körper von außen zugeführt werden, da es nicht vom Körper erzeugt werden kann. Der Körper ist in der Lage für mehrere Jahre in der Leber zu speichern, so dass ein akuter Vitamin-B12-Mangel auch erst Jahre später auftreten kann, nachdem nicht mehr ausreichend Vitamin B12 über die Nahrung oder über Vitamin-B12-Präparate zugeführt wird.
Vitamin B12 wird übrigens auch als Cobalamin bezeichnet, da es das einzig bekannte Vitamin ist, welches die Form des Metalls “Kobalts” hat und dennoch eine wichtige Funktion für die Menschen, Pflanzen und Tiere erfüllt.
Wofür benötigt der Körper Vitamin B12?
Dem Vitamin B12 kommt die besondere Aufgabe zu, die Nerven- und Blutzellen gesund zu halten und unter anderem auch bei der Herstellung von DNA behilflich zu sein. Außerdem ist es bei der Bildung von roten Blutkörperchen beteiligt. Da es besonders wichtig ist für die Erhaltung der Nervengesundheit, ist eine typische Folge des Vitamin-B12-Mangels Antriebslosigkeit, Vergesslichkeit und Depression.
Der Tagesbedarf an Vitamin B12
Der Tagesbedarf an Vitamin B12 kann je nach Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand variieren. Sportlerinnen und Sportler, vegan lebende Menschen und auch Ältere haben insgesamt einen höheren Bedarf an Vitamin B12. Grundsätzlich wird empfohlen Vitamin B12 in kleineren Dosen täglich zu supplementieren.
Allerdings besteht auch die Möglichkeit, hohe Dosen in größeren Abständen einzunehmen. Da der Körper jedoch nur eine begrenzte Aufnahme-/Speicherfähigkeit hat, sollte eine regelmäßige Einnahme kleinerer Mengen bevorzugt werden. Überschüssiges Vitamin B12 wird vom Körper in der Regel ausgeschieden.
Übersicht zum Tagesbedarf an Vitamin B12
Der Tagesbedarf an Vitamin B12 liegt gemäß der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. bei:
- Jugendliche ab 15 Jahre und Erwachsene: 4,0 µg/Tag
- Schwangere: 4,5 µg/Tag
- Stillende: 5,5 µg/Tag
Vitamin-B12-Überdosierung: Kann man Vitamin B12 überhaupt überdosieren?
Der Trend zur Einnahme hochdosierter Nahrungsergänzungsmitteln hat in den vergangenen Jahren gefühlt deutlich zugenommen. Daher stellt sich zurecht die Frage, ob eine Überdosierung an Vitamin B12 möglich ist. Und wenn ja, was sind die Folgen einer Vitamin-B12-Überdosierung?
Die gute Nachricht zuerst: Eine toxische Vitamin-B12-Überdosierung ist in der Regel nicht möglich, da der Körper ein Zuviel des wasserlöslichen Vitamin B12 einfach über den Urin ausscheidet.
Der Darm resorbiert vom eingenommenen Vitamin B12 nur eine kleine Menge, auch wenn eine sehr hohe Dosis an Vitamin B12 eingenommen wird. Dieser natürliche Mechanismus verhindert in der Regel eine Vitamin-B12-Überdosierung im menschlichen Körper.
Bisher konnte in nur wenigen Fällen zu hohe Vitamin-B12-Werte beobachtet werden. Diese können beispielsweise bei Leberentzündungen oder Leukämie zustande kommen. Moderat erhöhte Werte blieben in der Regel ohne Folgen für den Körper.
In einigen Fällen wurde im Falle einer Vitamin-B12-Überdosierung von Akne ähnlichen Hautveränderungen und Nesselsucht berichtet.
Insgesamt sollten Sie sich bei der Einnahme am o.g. Tagesbedarf orientieren, um eine etwaige Vitamin-B12-Überdosierung zu vermeiden.
Warum eine Vitamin-B12-Überdosierung nur selten vorkommt
Eine Vitamin-B12-Überdosierung kommt in der Regel selten bis gar nicht vor, da nicht aufgenommenes Vitamin B12 einfach über die Nieren bzw. den Urin ausgeschieden wird.
Da ein Teil des tatsächlich aufgenommen Vitamin B12 nicht sofort vom Körper genutzt wird, kann es in manchen Fällen von Vorteil sein, bewusst eine hochdosierte Gabe an Vitamin B12 zu verabreichen. Ein solches Vorgehen wird allerdings nur in seltenen Fällen praktiziert, wenn zum Beispiel Resorptionsstörungen im Darm vorliegen. Resorptionsstörungen im Darm führen dazu, dass vom supplementierten Vitamin B12 nur ein geringer Teil aufgenommen und der Rest ausgeschieden wird.
Durch diesen Mechanismus, dass der Körper den nicht resorbierten Teil des Vitamin B12 ausscheidet, sinkt die Gefahr, eine als toxisch einzustufende Vitamin-B12-Überdosierung hervorzurufen.
Erwähnenswert ist zudem, dass Nebenwirkungen einer Vitamin-B12-Überdosierung nur in Fällen beobachtet wurden, in denen eine Injektion mit Hydroxocobalamin oder Cyanocobalamin erfolgt ist. Diese nicht bioaktiven Formen von Vitamin B12 können in großen und schnell zugeführten Mengen unter bestimmten Bedingungen Nebenwirkungen auslösen.
Wann ist eine Vitamin-B12-Überdosierung möglich?
Aus medizinischer Sicht gibt es nur wenige Ausnahmefälle, in denen eine Überdosierung theoretisch möglich ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn
- Lebermetastasen
- Akute oder chronische Leberentzündungen wie Hepatitis
- Leukämie
- Polyzthaemia (krankhafte Vermehrung von roten Blutkörperchen)
vorliegt.
Symptome einer Vitamin-B12-Überdosierung
In den seltenen Fällen, in denen es zu einer Vitamin-B12-Überdosierung kommt, können die Symptome vielfältig sein.
Nach einer Injektion mit hoch dosiertem Vitamin B12 kann es bei einer Unverträglichkeit beispielsweise zu Hautirritationen kommen. So wurde in einigen Fällen von Nesselsucht sowie Akne ähnlichen Hautveränderungen berichtet.
Zudem wurde im Falle einer Unverträglichkeit von kurzzeitigem Schwindel, Übelkeit oder Hitzewallungen berichtet.
Die folgenreichste Nebenwirkung, ein anaphylaktischer Schock, wurde bisher nur an wenigen Fällen nach der Gabe des Cyanobalamin, der nicht bioaktiven Art des Vitamin B12, beobachtet.
Vitamin-B12-Überdosierung in der Schwangerschaft
Auch während der Schwangerschaft scheidet der Körper ein Zuviel des wasserlöslichen Vitamin B12 über den Urin aus, sodass es im Regelfall zu keiner Vitamin-B12-Überdosierung kommen kann. Dies gilt insbesondere, sofern Sie sich an die für Schwangere empfohlene Tagesdosis von 4,5 µg halten.
Eine Unterversorgung an Vitamin B12 stellt für Sie und die Entwicklung Ihres Embryos eine durchaus größere Gefahr dar.
Fazit
Vitamin B12 spielt eine entscheidende Rolle für den menschlichen Körper. Ohne Vitamin B12 wäre der menschliche Körper nicht überlebensfähig.
Da der Körper Vitamin B12 nicht selbst herstellen kann, ist er auf die Zufuhr über Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel angewiesen. Da Vitamin B12 überwiegend in tierischen Lebensmitteln vorkommt, gehören insbesondere Veganer und Vegetarier zu der Risikogruppe für einen Vitamin-B12-Mangel. Auch Personen mit chronischen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa) gehören aufgrund von möglichen Resorptionsstörungen zu der Risikogruppe für einen Vitamin-B12-Mangel.
Eine Vitamin-B12-Überdosierung kommt hingegen aufgrund bestimmter Krankheiten (z.B. Leberentzündungen, Lebermetastasen oder Leukämie) nur in äußerst seltenen Fällen vor. In der Regel wird ein Zuviel an Vitamin B12 vom Körper über den Urin ausgeschieden, sodass es zu keiner Vitamin-B12-Überdosierung kommen kann. Gleiches gilt auch während der Schwangerschaft, sodass ein Vitamin-B12-Mangel für die Entwicklung des Embryos ein weitaus größeres Risiko als eine Vitamin-B12-Überdosierung darstellt.