Nährstoffe bei Kinderwunsch und Schwangerschaft

Inhaltliche Qualitätssicherung: Dr. rer. nat. Till Schumacher (Apotheker)

Frauen mit Kinderwunsch sollten bereits vor Eintritt der geplanten Schwangerschaft großen Wert auf eine gesunde Ernährung und die ausreichende Versorgung mit allen essentiellen Nährstoffen legen. So können werdende Mütter sichergehen, dass ihr Nachwuchs ab dem Zeitpunkt der Zeugung mit allen wichtigen Vitaminen und Spurenelementen versorgt wird. Mangelversorgungen mit bestimmten Nährstoffen gefährden nicht nur die Entwicklung des Embryos, sondern können auch die Chance eines Schwangerschaftseintritts reduzieren. Wenn die werdende Mutter bereits vor der Empfängnis über ausreichend hohe Nährstoffspeicher verfügt, ist der erhöhte Bedarf während der Schwangerschaft von Anfang an gesichert.

Schwangerschaftsvitamine: Die wichtigsten Nährstoffe bei einem Kinderwunsch

Bei einem Kinderwunsch ist eine gute Versorgung mit allen lebenswichtigen Makro- und Mikronährstoffen von großer Bedeutung. Einige Vitamine und Mineralstoffe spielen bei der Kinderplanung eine besonders wichtige Rolle und verdienen daher verstärkte Aufmerksamkeit. Auch im weiteren Verlauf der Schwangerschaft und in der Stillzeit sollten diese Nährstoffe in ausreichenden Mengen eingenommen werden.

Jod

Der Körper benötigt während jeder Lebensphase ausreichende Mengen an Jod, um die Schilddrüsenhormone zu bilden. In der Schwangerschaft werden größere Mengen an Hormonen produziert, wodurch auch der Jodbedarf schwangerer Frauen deutlich ansteigt. Nach der Geburt nimmt zudem der Jodbedarf des Kindes deutlich zu. Frauen während der Stillzeit wird deshalb eine noch höhere Einnahme empfohlen als während der Schwangerschaft. Der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Tagesbedarf für schwangere und stillende Frauen liegt bei 230 beziehungsweise 260 Mikrogramm.

Bereits vor Eintritt der Schwangerschaft sollten Frauen mit Kinderwunsch darauf achten, Jod in ausreichenden Mengen einzunehmen. So kann ausgeschlossen werden, dass Entwicklungsstörungen des Embryos infolge eines Jodmangels auftreten. Da es nur schwer möglich ist, den Tagesbedarf über die Nahrung aufzunehmen, empfehlen Experten schwangeren und stillenden Frauen die Einnahme eines entsprechenden Nahrungsergänzungsmittels. Frauen, die unter bestimmten Schilddrüsenerkrankungen leiden, wird von einer zusätzliche Jodeinnahme jedoch abgeraten.

Folsäure

Bei einem Kinderwunsch ist auch die ausreichende Zufuhr von Folsäure (Folat) von großer Bedeutung. Da der Fötus das Spurenelement für seine gesunde Entwicklung benötigt, gilt der Bedarf insbesondere während der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft als stark erhöht. Folsäure ist unter anderem für die Zellteilung und verschiedene Wachstumsprozesse verantwortlich. Eine Mangelversorgung der werdenden Mutter kann schwerwiegende Missbildungen wie eine Spina bifida („offener Rücken“) und diverse neurologische Beeinträchtigungen zur Folge haben.

Experten legen Frauen mit Kinderwunsch deshalb nahe, ihre tägliche Folatzufuhr mindestens einen Monat vor einer möglichen Empfängnis auf 400 Mikrogramm zu erhöhen. Auch während der Stillzeit gilt der Bedarf als erhöht, da das Neugeborene den Nährstoff zur Blutbildung und für Zellwachstumsprozesse benötigt. Frauen mit Kinderwunsch, die unter Diabetes leiden, sollten mit der Einnahme im Idealfall bereits drei Monate vor der Empfängnis beginnen.

Vitamin B12

Ein ausreichend hoher Vitamin-B12-Spiegel führt zu einer erhöhten Empfängsnisbereitschaft und kann Frauen  dabei unterstützen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Umgekehrt kann ein Mangel an Vitamin B12 Probleme bei der Empfängnis zur Folge haben. Da das Vitamin insbesondere in tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten ist, leiden Frauen, die sich vegan ernähren, deutlich häufiger unter Mangelerscheinungen. Vitamin B12 ist für die gesunde Entwicklung der Nervenzellen und Nervenbahnen des ungeborenen Kindes jedoch essentiell. Eine Mangelversorgung der werdenden Mutter kann somit schwerwiegende Entwicklungsstörungen des Nervensystems zur Folge haben. Auch während der Stillzeit ist das neugeborene Kind auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 über die Muttermilch angewiesen.

Frauen mit Kinderwunsch sowie schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin B12. Insbesondere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten deshalb bereits vor der Empfängnis großen Wert auf einen ausreichend hohen Vitamin-B12-Spiegel legen. Im Falle eines diagnostizierten Mangels wird die Einnahme entsprechender Präparate empfohlen.

Vitamin D3

Studien zufolge kann auch ein Mangel an Vitamin D3 den Kinderwunsch behindern. Moderne Untersuchungen legen nahe, dass die Chance auf eine Schwangerschaft im Falle einer Mangelversorgung etwa viermal niedriger liegt. Auch während der Schwangerschaft und der Stillzeit kann ein Vitamin-D-Defizit zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Durch einen zu niedrigen Vitaminspiegel kann sich unter anderem das Risiko für Frühgeburten, Missbildungen und ein schlechteres Wachstum des Kindes erhöhen.

Frauen mit Kinderwunsch wird deshalb nahegelegt, ihren Vitamin-D-Spiegel ärztlich überprüfen zu lassen. Im Falle zu niedriger Werte wird die Einnahme eines entsprechenden Präparates empfohlen. Auch während der Schwangerschaft und der Stillzeit ist eine ausreichende Versorgung von großer Wichtigkeit.

Omega-Fettsäuren

Omega-Fettsäuren sind für die gesunde Entwicklung des ungeborenen Kindes essentiell und fördern die fötale Entwicklung zahlreicher Organe. Für Frauen mit Kinderwunsch und während der Schwangerschaft spielt Docosahexaensäure (DHA) eine besonders wichtige Rolle. Diese Omega-3-Fettsäure ist für die Entwicklung des Gehirns und der Sehfunktion entscheidend. Der erhöhte Bedarf während der Schwangerschaft kann beispielsweise durch den regelmäßigen Verzehr von fettreichem Fisch oder die ergänzende Einnahme von Omega-3-Fettsäuren empfohlen.

Selen

Da die Böden in Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern heutzutage selenarm sind, leiden viele Menschen an einem Selenmangel. Das Spurenelement ist für die gesunde Entwicklung des Nervensystems des Embryos jedoch von essentieller Bedeutung. Frauen mit Kinderwunsch und während der Schwangerschaft sollten deshalb großen Wert eine ausreichende Versorgung legen.

Magnesium

Magnesium ist unter anderem an der Reifung der Eizellen und der Eizellteilung beteiligt. Ein ausreichend hoher Magnesiumspiegel kann die Fruchtbarkeit erhöhen, wohingegen eine Mangelversorgung zu Problemen bei der Befruchtung führen kann. Frauen mit Kinderwunsch wird deshalb die vermehrte Einnahme von Magnesium nahegelegt. Auch während der Schwangerschaft ist eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement von großer Bedeutung. Im Normalfall kann der tägliche Bedarf an Magnesium über eine gesunde und ausgewogene Ernährung gedeckt werden. Eine ergänzende Supplementierung wird demnach nur im Falle eines diagnostizierten Mangels empfohlen.

Zink

Sowohl Frauen mit Kinderwunsch, als auch schwangere und stillende Frauen sollten Wert auf eine ausreichende Zinkzufuhr legen. Das Spurenelement ist für die Entwicklung des ungeborenen Kindes von großer Bedeutung. Zudem kann es das Risiko von Fehlgeburten verringern und die Dauer der Wehen verkürzen.

Kalzium

Kalzium ist unter anderem für den Muskel- und Knochenaufbau des Ungeborenen von essentieller Bedeutung. Im Falle eines zu niedrigen Kalziumspiegels während der Schwangerschaft kann es dazu kommen, dass der Fötus das Spurenelement aus den Knochen seiner Mutter beziehen muss. Frauen sollten deshalb bereits vor Eintritt der Schwangerschaft auf eine ausreichende Zufuhr achten.

Eisen

Durch die Menstruationsblutung haben zahlreiche Frauen einen zu niedrigen Eisenspiegel. Da Eisen unter anderem für die Blutbildung des Embryos wichtig ist, ist eine ausreichende Versorgung mit dem Nährstoff während der Schwangerschaft essentiell. Experten raten Frauen mit Kinderwunsch dazu, ihren Eisenspeicher bereits vor der Empfängnis aufzufüllen. Während der Schwangerschaft gilt der Eisenbedarf durch das vergrößerte Blutvolumen als erhöht.

Wichtige Nährstoffe für Männer mit Kinderwunsch

Sowohl für Frauen, als auch für Männer gilt: Je besser die Versorgung mit allen essentiellen Nährstoffen gesichert ist, desto höher liegt auch die Chance, einen Kinderwunsch zu erfüllen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung bietet eine gute Vorausssetzung für eine gute Fruchtbarkeit. Nährstoffmängel bei Männern können zu einer verringerten Qualität der Samenqualität führen und somit eine reduzierte Fertilität zur Folge haben.

Einige Nährstoffe wirken sich auf die Qualität und die Anzahl der Samen aus und können somit zu einer gezielten Erhöhung der männlichen Fruchtbarkeit beitragen. Dazu gehören insbesondere die essentiellen Spurenelemente Magnesium, Zink und Kalzium. Männern mit Kinderwunsch wird deshalb empfohlen, auf eine ausreichende und regelmäßige Zufuhr dieser Nährstoffe zu achten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) empfiehlt Männern die tägliche Einnahme von 350 mg Magnesium, 11 bis 16 mg Zink und 1.000 mg Kalzium.

Daneben sind Männer mit einem Kinderwunsch auf eine ausreichende Versorgung mit Selen angewiesen. Studien zufolge kann eine Mangelversorgung zu einer verminderten Spermienqualität führen.

Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft

Die meisten essentiellen Vitamine und Spurenelemente können über eine ausgewogene Ernährung problemlos in ausreichenden Mengen aufgenommen werden. Während der Schwangerschaft ist der Bedarf an zahlreichen Nährstoffen jedoch so stark erhöht, dass die Versorgung über eine gesunde Ernährung allein häufig nicht gedeckt werden kann. Schwangeren Frauen wird deshalb die ergänzende Einnahme von geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln, sogenannten Schwangerschaftsvitaminen empfohlen. Experten empfehlen in erster Linie eine Supplementierung von Folsäure und Jod.

Welche Nahrungsergänzungsmittel darf man in der Schwangerschaft nehmen?

Während der Schwangerschaft ist es von großer Bedeutung, dass alle Nährstoffspiegel der werdenden Mutter im grünen Bereich liegen. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen können dabei helfen, Vitamin- und Mineralstoffmängel schnellstmöglich zu identifizieren und durch die Einnahme entsprechender Präparate gezielt auszugleichen. Insbesondere Frauen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, sind häufig von einer Unterversorgung mit Eisen und Vitamin B12 betroffen. Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten vor und während der Schwangerschaft deshalb besonders auf eine ausreichende Versorgung mit diesen Mikronährstoffen achten.

Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln während der Schwangerschaft ist vermehrte Aufmerksamkeit geboten. Um Komplikationen und Nebenwirkungen auszuschließen, muss sichergestellt werden, dass Vitamine und Mineralstoffe nicht überdosiert werden. Schwangere Frauen sollten Mikronährstoffe ausschließlich nach Absprache mit einem Arzt oder Apotheker einnehmen. Zudem sollten verordnete Nahrungsergänzungsmittel nicht eigenständig abgesetzt werden.

Vorsicht vor Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin A

Die ausreichende Versorgung mit Vitamin A ist, unabhängig davon, ob eine Schwangerschaft vorliegt, von großer Bedeutung. Da der Körper das fettlösliche Vitamin in relativ großen Mengen speichern kann und überschüssige Mengen nicht mit dem Urin ausgeschieden werden, ist bei der Dosierung jedoch Vorsicht geboten. Ein Vitamin-A-Überschuss während der Schwangerschaft kann die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen und verschiedene Fehlbildungen zur Folge haben.

Der Bedarf an Vitamin A erhöht sich während der Schwangerschaft nur geringfügig und kann im Normalfall problemlos über die Ernährung gedeckt werden. Bereits vor der Empfängnis, insbesondere aber während der ersten vier Monate der Schwangerschaft, sollten Frauen die Einnahme von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln vermeiden. Auch der Verzehr von Lebensmitteln mit sehr hohem Vitamin-A-Gehalt wie Leber sollte eingeschränkt werden.

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Die enthaltenen Nährstoffe sind optimal auf die Bedürfnisse von Frauen mit Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und in der Stillzeit abgeschnitten. Durch die tägliche Anwendung kann Mangelversorgungen einfach und effektiv vorgebeugt werden. Auf diese Weise kann das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft und Entwicklungsstörungen des Kindes deutlich reduziert werden.