Inhaltliche Qualitätssicherung: Dr. rer. nat. Till Schumacher (Apotheker)
Folsäure (auch: Vitamin B9) ist ein essentielles Vitamin, das in ausreichenden Mengen über die Nahrung aufgenommen werden muss. Sowohl eine zu niedrige, als auch eine zu hohe Zufuhr kann mit negativen Folgen für die Gesundheit verbunden sein.
Bei Folsäure handelt es sich um ein Folat. Als Folate werden alle Stoffe bezeichnet, die vom Körper in Folsäure umgewandelt werden können. Folate befinden sich in zahlreichen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln. Folsäure wird dagegen synthetisch hergestellt und kommt somit ausschließlich in Nahrungsergänzungsmitteln vor.
Folsäure beziehungsweise Folate sind für alle Wachstumsprozesse, die im menschlichen Körper ablaufen, von großer Bedeutung. Der Organismus benötigt das Vitamin in erster Linie für die Zellteilung, die Vervielfältigung des Erbguts und den Aminosäurestoffwechsel. Daneben ist Folsäure an der Reduktion des zellschädigenden Homocysteins zu Methionin beteiligt.
Folsäure: Tagesbedarf
Der Tagesbedarf an Folat beziehungsweise Folsäure variiert insbesondere in Abhängigkeit von Alter und Lebensphase. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sowie bei Kinderwunsch gilt der Tagesbedarf als erhöht.
Auch im Falle vorliegender Krankheiten oder der Einnahme von Medikamenten kann ein erhöhter Bedarf bestehen. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gelten daher nur als Orientierungswerte. Um den individuellen Tagesbedarf genau zu bestimmen, ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nennt folgende Orientierungswerte bezüglich der Tageszufuhr:
Alter | Tagesbedarf |
Säuglinge unter 4 Monaten | 60 µg Folat-Äquivalente oder 30 µg Folsäure |
Säuglinge unter 12 Monaten | 80 µg Folat-Äquivalente oder 40 µg Folsäure |
Kinder von 1 bis 4 Jahren | 120 µg Folat-Äquivalente oder 60 µg Folsäure |
Kinder von 4 bis 7 Jahren | 140 µg Folat-Äquivalente oder 70 µg Folsäure |
Kinder von 7 bis 10 Jahren | 180 µg Folat-Äquivalente oder 90 µg Folsäure |
Kinder von 10 bis 13 Jahren | 240 µg Folat-Äquivalente oder 120 µg Folsäure |
Jugendliche und Erwachsene ab 13 Jahren | 300 µg Folat-Äquivalente oder 150 µg Folsäure |
Schwangere Frauen | 550 µg Folat-Äquivalente oder 275 µg Folsäure |
Stillende Frauen | 450 µg Folat-Äquivalente oder 225 µg Folsäure |
Folsäure Überdosierung: Ursachen
Da es sich bei Folsäure um ein wasserlösliches Vitamin handelt, werden überschüssige Mengen in der Regel über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Aus diesem Grund tritt eine Überdosierung von Vitamin B9 nur in sehr seltenen Fällen auf. Im Falle einer folatreichen Ernährung ist eine zu hohe Zufuhr des Vitamins kaum möglich. Nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand sind diesbezüglich keinerlei gefährliche Nebenwirkungen bekannt.
Bei der Einnahme von zu großen Mengen an hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure kann es jedoch zu einer Überdosierung kommen. Aus diesem Grund ist es bei der Einnahme von entsprechenden Präparaten entscheidend, die Dosierungsempfehlung genauestens zu beachten. Eine Erhöhung der Dosierung sollte ausschließlich nach Absprache mit einem kompetenten Mediziner erfolgen.
Folsäure Überdosierung: Symptome
Obwohl eine Überdosierung von synthetischer Folsäure möglich ist, treten damit zusammenhängende Nebenwirkungen selten auf. Lediglich bei einer sehr hohen Dosierung von mehr als 1.000 Mikrogramm täglich können Beschwerden auftreten.
Mögliche Symptome einer kurzzeitigen Überdosierung sind:
- Übelkeit
- Magen-Darm-Beschwerden
- Erregungszustände, Nervosität
- Geschmacksstörungen
- Appetitlosigkeit
- Hautausschläge
- allergische Reaktionen
Mögliche Symptome einer langzeitigen Überdosierung sind:
- epileptische Anfälle
- Depressionen
- Alpträume
- möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko
Im menschlichen Körper stehen verschiedene Nährstoffe in Wechselwirkung miteinander. Aus diesem Grund zeigt die Versorgung mit Folsäure Auswirkungen auf die Versorgung mit anderen Nährstoffen, darunter insbesondere die Vitamine B12 und B6. Eine langfristige Folsäure-Überdosierung kann dazu führen, dass ein Mangel an Vitamin B12 bei einer Blutuntersuchung nicht erkannt wird. Langfristige Folgen eines unentdeckten Mangels können schwere, irreversible Nervenschäden und andere gesundheitliche Einschränkungen sein.
Insbesondere Epileptiker sollten großen Wert darauf legen, eine Überdosierung von Folsäure zu vermeiden. Im Falle der Einnahme von Antiepileptika kann ein zu hoher Folsäurespiegel die Häufigkeit von epileptischen Anfällen erhöhen.
Zu viel Folsäure in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft gilt der Tagesbedarf an Folsäure als stark erhöht, da das Vitamin für das Wachstum und die Entwicklung des Ungeborenen von essentieller Bedeutung ist. Eine Mangelversorgung kann sowohl für das ungeborene Kind, als auch für die Mutter schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben. Aus diesem Grund wird Frauen mit Kinderwunsch und während der Schwangerschaft häufig die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure empfohlen. Da auch eine Überdosierung von Folsäure in der Schwangerschaft negative Folgen nach sich ziehen kann, ist hierbei jedoch Vorsicht geboten.
Eine Überdosierung von Folsäure kann bei schwangeren Frauen die gleichen Nebenwirkungen hervorrufen, die auch während anderer Lebensphasen auftreten. Für das ungeborene Kind kann eine zu hohe Zufuhr jedoch mit weiteren schwerwiegenden Folgen verbunden sein. In wissenschaftlichen Studien wurden verschiedene Erkrankungen bei Neugeborenen mit einer Überdosierung an Folsäure in Zusammenhang gebracht.
Es wird davon ausgegangen, dass ein zu hoher Folsäurespiegel der werdenden Mutter das Risiko einer Asthma-Erkrankung des Kindes erhöhen kann. Daneben wird vermutet, dass zu viel Folsäure während der Schwangerschaft das Risiko für Autismus deutlich erhöht. Zudem wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass eine Überdosierung von Folsäure die Veranlagung einer Insulinresistenz fördert, aus der sich im Laufe des Lebens Diabetes Typ 2 entwickeln kann.
Fazit
Folsäure ist ein essentielles Vitamin, das für alle Wachstumsprozesse im menschlichen Körper von großer Bedeutung ist. Es ist deshalb entscheidend, täglich ausreichende Mengen an Folat über die Nahrung aufzunehmen. Im Falle einer unzureichenden Versorgung kann der Tagesbedarf durch eine ergänzende Einnahme von folsäurehaltigen Nahrungsergänzungsmitteln gedeckt werden.
Im Falle einer folatreichen Ernährung besteht nach derzeitigem Wissensstand keine Gefahr einer Überdosierung an Folsäure. Bei einer zu hohen Dosierung von synthetischer Folsäure können jedoch Nebenwirkungen auftreten. Aus diesem Grund ist bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure Vorsicht geboten. Um das Auftreten von Beschwerden zu vermeiden, sollte die empfohlene Tagesdosis nicht überschritten werden.
Insbesondere bei einem Kinderwunsch sowie während der Schwangerschaft und der Stillzeit ist eine ausreichende Versorgung mit Folsäure essentiell. Dabei ist es jedoch von großer Bedeutung, dass der Folsäurespiegel der werdenden Mutter weder zu niedrig, noch zu hoch liegt. Sowohl eine Mangelversorgung, als auch eine Überdosierung kann schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen des Kindes nach sich ziehen.