Inhaltliche Qualitätssicherung: Dr. rer. nat. Till Schumacher (Apotheker)
Niacinamid (auch: Vitamin B3) gehört zu der Gruppe der wasserlöslichen B-Vitamine. Genau genommen bezeichnet Niacinamid jedoch kein einzelnes Vitamin, sondern umfasst Nicotinsäure und Nicotinamid sowie die aus ihnen abgeleiteten Verbindungen. Niacinamid und die Nicotinsäure sind beide die aktive Form des Vitamin B3.
Wofür ist Niacinamid (Vitamin B3)?
Vitamin B3 befindet sich in allen Zellen des menschlichen Körpers. In besonders hoher Konzentration ist es in der Leber, den Nieren und im Fettgewebe enthalten.
Vitamin B3 ist Bestandteil der Coenzyme NAD und NADH. Diese sind für die Aktivität von über 200 Enzymen von großer Bedeutung. Die von Niacinamid abhängigen Enzyme werden für Reaktionen in allen Körperzellen benötigt und sind maßgeblich am Energiestoffwechsel beteiligt. Dadurch ist Vitamin B3 indirekt an zahlreichen lebenswichtigen Prozessen wie der Zellteilung, dem Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fettsäuren und Aminosäuren sowie der Immunantwort beteiligt.
Es wird davon ausgegangen, dass möglicherweise auch die Insulinausschüttung in der Bauchspeicheldrüse durch Vitamin B3 beeinflusst wird.
Niacinamid ist an der Bildung von wichtigen Botenstoffen im Gehirn beteiligt. Diese sind für den Transport von Informationen zwischen den Nervenzellen verantwortlich. Es unterstützt zudem die Erholung des Körpers, insbesondere die Regeneration der Muskeln und die Erneuerung der Haut, DNA und Nerven. Auch für das Herz ist Niacin von großer Bedeutung. In geeigneter Dosierung kann es eine positive Wirkung bei hohen Cholesterinwerten und Arteriosklerose aufweisen. Zudem ist Vitamin B3 an der Verdauung der Nahrung beteiligt. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass es vor UV-bedingten Hauttumoren schützen kann.
Der Tagesbedarf von Vitamin B3
Der Tagesbedarf an Vitamin B3 variiert je nach Alter, Geschlecht, Lebensphase und individuellem Energiebedarf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt Referenzwerte von 11 bis 17 mg pro Tag. Heranwachsende sowie schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf. Männer haben durchschnittlich betrachtet einen höheren Bedarf als Frauen. Erwachsenen Männern im Alter von 25 bis 65 Jahren wird eine tägliche Zufuhr von 15 Milligramm empfohlen. Frauen dieser Altersgruppe haben dagegen einen Tagesbedarf von nur 12 Milligramm.
Nebenwirkungen von Niacin
Bei der Einnahme von Vitamin B3 in Form von Nicotinsäure durch Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente oder angereicherte Lebensmittel kann es zu Nebenwirkungen kommen.
Eine Überdosierung kann einen sogenannten Niacin-Flush zu Folge haben. Dabei handelt es sich um Gefäßerweiterungen, die sich durch Hitzegefühl, Hautrötungen und Juckreiz äußern können. Weitere mögliche Nebenwirkungen einer Überdosierung sind Magen-Darm-Beschwerden und dauerhafte Leberschäden.
Wird Niacin in Form von Nicotinamid eingenommen, kommt es dagegen nur sehr selten zu unerwünschten Begleiterscheinungen.
Auch der Verzehr von Vitamin B3-reichen Lebensmitteln löst in der Regel keine der genannten Nebenwirkungen aus.
Symptome eines Vitamin-B3-Mangels
Ein Mangel an Niacin kommt hierzulande eher selten vor.
Hauptsächlich betroffen sind Menschen in Entwicklungsländern, die sich einseitig ernähren und große Mengen an Mais verzehren. In Europa kommt ein Vitamin-B3-Mangel hauptsächlich bei unzureichender Proteinzufuhr oder infolge eines Vitamin-B6-Mangels vor. Vitamin B6 wird vom Körper benötigt, um Tryptophan in Vitamin B3 umzuwandeln.
Des weiteren können Krankheiten wie chronischer Durchfall, Leberzirrhose, Magersucht, Alkoholismus und Stoffwechselstörungen die Verwertung von Niacin beeinträchtigen.
Symptome eines Vitamin-B3-Mangels treten in der Regel erst in Folge einer langfristigen Unterversorgung mit Niacin und Tryptophan auf. Erste Mangelerscheinungen sind körperliche Schwäche, Verdauungsstörungen und Appetitverlust.
Im Falle eines Mangels empfiehlt sich die Anwendung geeigneter Präparate, um den Mangel schnellstmöglich zu beheben.
Im weiteren Verlauf können Hautveränderungen infolge von Sonneneinstrahlung auftreten. Im schlimmsten Fall kann ein Mangel an Vitamin B3 zur Krankheit Pellagra führen. Diese kann sich durch Symptome wie Durchfall, Schleimhautveränderungen im Verdauungstrakt, Depressionen und Demenz äußern. Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, führt sie auf lange Sicht zum Tod durch Organversagen.
In welchen Lebensmitteln ist Niacin enthalten?
Zahlreiche pflanzliche und tierische Lebensmittel enthalten große Mengen an Niacin. Zudem enthalten proteinhaltige Lebensmittel die Aminosäure Tryptophan, die in der Leber in Vitamin B3 umgewandelt wird.
Es gilt jedoch zu beachten, dass einige pflanzliche Lebensmittel wie Mais und Getreide das Vitamin in gebundener Form enthalten, wodurch es vom Körper nur bedingt verwertet werden kann. Im Falle einer ausgewogenen Ernährung kann die empfohlene Tagesdosis an Niacin jedoch ohne Probleme erreicht werden.
Pflanzliche Lebensmittel mit hohem Niacin-Gehalt sind beispielsweise Vollkornprodukte, Erdnüsse, Kartoffeln, Mungobohnen, Kaffee und Pilze. Tierische Lebensmittel, die besonders reich an Niacin sind, sind Lachs, Sardellen, Thunfisch, Makrele, Leber, Geflügel sowie mageres Rind- und Schweinefleisch.
Vitamin B3 ist relativ stabil, wodurch es beim Erhitzen und Kochen sowie bei längerer Lagerung nicht zerstört wird. Da es wasserlöslich ist, empfiehlt es sich, auch das Kochwasser zu nutzen.
Fazit
Vitamin B3 wird vom Körper in gewissen Mengen selbst hergestellt. Dennoch ist die tägliche Aufnahme über die Nahrung essentiell. Niacin ist als Bestandteil der Coenzyme NAD und NADH an zahlreichen Stoffwechselvorgängen und der Reparatur von Schäden der DNA beteiligt.
Ein Mangel an Vitamin B3 kommt hauptsächlich bei sehr einseitiger Ernährung, einem vorliegenden Mangel an Vitamin B6 oder einer geringen Proteinzufuhr vor. Auch im Falle bestimmter Erkrankungen kann die Verwertung von Niacin gestört sein. Im Falle eines Niacin-Mangels empfiehlt es sich, diesen schnellstmöglich über eine erhöhte Zufuhr auszugleichen.