Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen, Symptome und Behandlung

Morbus Basedow

Inhaltliche Qualitätssicherung: Dr. rer. nat. Till Schumacher (Apotheker)

Wozu dient die Schilddrüse?

Die Schilddrüse (auch: Glandula thyroida) ist eine schmetterlingförmige Hormondrüse, welche direkt unter dem Kehlkopf sitzt und die für den Körper notwendigen Schilddrüsenhormone produziert.

Die durch die Schilddrüse produzierten Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) sowie T4 Tetrajodthyronin) benötigt der Körper für diverse Körperfunktionen. Unteranderem sind diese für das Knochenwachstum, die Muskulatur, den Cholesterinblutspiegel und den Energiestoffwechsel unverzichtbar.

Kommt es zu einer Schilddrüsenüberfunktion (oder einer Schilddrüsenunterfunktion), wird der Hormonhaushalt gestört, was zu verschiedenartigen Symptomen führen kann.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (auch: Hyperthyreose) bildet die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone. Hierdurch wird der Stoffwechsel beschleunigt.

Die Schilddrüsenüberfunktion kommt relativ häufig vor (1 von 100 Personen). In der Regel sind Frauen und älteren Menschen häufiger betroffen.

Eine Schilddrüsenüberfunktion ist jedoch nicht mit Hashimoto-Thyreoiditis zu verwechseln. Bei Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunreaktion, aus der eine chronische Entzündung der Schilddrüse entsteht. Zu Beginn der Hashimoto-Erkrankung entsteht in der Regel zwar eine Schilddrüsenüberfunktion, welche sich im Verlauf jedoch zu einer Schilddrüsenunterfunktion entwickelt.

Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen

Die Schilddrüsenüberfunktion hat im Wesentlichen zwei Ursachen:

  • Basedowsche Erkrankung (Morbus Basedow) oder
  • Schilddrüsenautonomie.

Zwar gibt es auch diverse andere Ursachen wie

  • Schilddrüsenkrebs,
  • Überdosierung von Schilddrüsenmedikamenten bei einer Schilddrüsenunterfunktion,
  • Tumor der Hirnanhangsdrüse oder
  • Jodüberdosierung (z.B. durch jodhaltige Medikamente).

Zu mehr als 95 Prozent ist eine Schilddrüsenüberfunktion jedoch auf Morbus Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie zurückzuführen.

Morbus Basedow

Morbus Basedow ist die weltweit häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion.

Was ist Morbus Basedow?

Bei der Basedowschen Erkrankung handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Hierbei greift das Immunsystem irrtümlicherweise das eigene Schilddrüsengewebe an.

Durch die gebildeten Antikörper, welche sich an die Schilddrüsenzellen binden, wird die Produktion von Schilddrüsenhormonen verstärkt. Hierdurch kommt es letztlich zur Schilddrüsenüberfunktion.

Häufig erkranken Menschen mittleren Alters (Frauen häufiger als Männer) an Morbus Basedow.

Morbus Basedow: Ursachen

In der Regel ist das menschliche Immunsystem in der Lage körpereigenes Gewebe zu erkennen und gegen dieses keine Antikörper zu bilden. Im Falle von Morbus Basedow gelingt dem Immunsystem diese Unterscheidung jedoch nicht mehr, sodass sich die Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen richten. Die genauen Ursachen hierfür sind jedoch noch nicht bekannt.

Bekannt ist jedoch, dass sofern ein enger Verwandter an Morbus Basedow oder einer anderen Autoimmunerkrankung der Schilddrüse erkrankt ist, dass eigene Risiko für die sog. Basedowsche Krankheit steigt. Insofern scheint (auch) eine genetische Ursache vorzuliegen.

Zudem lässt sich, ähnlich wie bei Hashimoto-Thyreoiditis, beobachten, dass durch Morbus Basedow das Risiko steigt, gleichzeitig an einer weiteren Autoimmunkrankheit zu erkranken. Typisch hierbei ist:

  • Typ-1-Diabetes
  • Rheumatoide Arthritis
  • Vitiligo (Weifleckenkrankheit)
  • Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)

Morbus Basedow: Symptome

Morbus Basedow führt zu einer Überproduktion an Schilddrüsenhormonen und damit zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Hierdurch entstehen die klassischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion wie z.B.

  • Nervosität,
  • Gereiztheit,
  • Gewichtsverlust,
  • Bluthochdruck und
  • Durchfall

Hinzu kommt, dass bei Morbus Basedow eine Beteiligung der Augen bestehen kann. Hierbei handelt es sich um die sog. endokrine Orbitopathie, welche häufig auftritt. Bei der endokrinen Orbitopathie verdicken die Augenmuskeln in einem solchen Ausmaß, dass diese in der Augenhöhle nicht mehr ausreichend Platz finden und den Augapfel nach vorne drücken. Dieser Zustand wird Exophthalmus genannt.

Schilddrüsenautonomie

Was ist eine Schilddrüsenautonomie?

Unter einer Schilddrüsenautonomie versteht man eine unkontrollierte Überproduktion an Schilddrüsenhormonen. Diese ergibt sich aus einer Verselbständigung von Teilen des Schilddrüsengewebes, wodurch keine bedarfsgerechte Hormonproduktion mehr stattfinden kann.

Schilddrüsenautonomie: Ursachen

Eine der häufigsten Ursache einer Schilddrüsenautonomie ist ein Jodmangel.

Durch den Jodmangel ist es der Schilddrüse nicht mehr möglich ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren. Der Körper versucht nunmehr trotz Jodmangel ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren. Hierbei können innerhalb der Schilddrüse Areale entstehen, welche sich einer Kontrolle durch die Hypophyse entziehen.

Schilddrüsenautonomie: Symptome

Bei einer Schilddrüsenautonomie treten die üblichen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auf, wie z.B.:

  • hoher Blutdruck,
  • vermehrtes Schwitzen,
  • Durchfall und
  • Nervosität.

Im Gegensatz zu Morbus Basedow findet bei einer Schilddrüsenautonomie keine Beteiligung der Augen statt.

Schilddrüsenüberfunktion: Diagnose

Patientenbefragung

Zu Beginn der Diagnostik findet zunächst eine ausführliche Befragung des Patienten durch den Arzt statt. Hierdurch gewinnt der behandelnde Arzt Informationen über

  • Vorerkrankungen,
  • Schilddrüsenkrankheiten in der Familie sowie
  • Essgewohnheiten (bzgl. Jodmangel).

Körperliche Untersuchung

Im Nachgang findet eine körperliche Untersuchung statt, bei welcher auch die Halsregion abgetastet wird.

Labormedizinische Untersuchung

Sofern der Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion besteht, findet eine labormedizinische Untersuchung statt. Hierbei wird dem Patienten Blut entnommen, um die Blutwerte der Schilddrüse bestimmen zu lassen. Diese sind in der Regel:

  • TSH
  • fT3 und
  • fT4

Ein erniedrigter TSH-Wert bestätigt eine Schilddrüsenüberfunktion, sofern die fT3- und fT4-Werte gleichzeitig im oberen Bereich liegen.

Bei normalen TSH-Werten kann eine Schilddrüsenüberfunktion ausgeschlossen werden.

Bei Verdacht auf Immunhyperthyreose werden zudem die Werte

  • TRAK sowie
  • TPO-AK

bestimmt.

Ultraschalluntersuchung

Bei der Ultraschalluntersuchung (auch: Sonografie) handelt es sich um ein strahlenfreies bildgebendes Verfahren, welches daher beliebig oft am Patienten wiederholt werden kann.

Die Sonografie ist geeignet, um sich einen Überblick über die Form, die Lage, die Struktur und die Größe der Schilddrüse zu verschaffen.

Weitere Diagnosemöglichkeiten

Weitere Diagnosemöglichkeiten sind:

  • der Radio-Jod-Test,
  • die Szintigrafie sowie
  • die Feinnadelpunktion.

Schilddrüsenüberfunktion: Symptome

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion laufen die Körperfunktionen, welche durch Schilddrüsenhormone beeinflusst werden, auf Hochtouren. Die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind daher:

  • Nervosität,
  • Gereiztheit,
  • Aggressivität,
  • Schlafstörungen,
  • Stimmungsschwankungen,
  • erhöhter Puls,
  • Bluthochdruck,
  • Durchfall,
  • Schwitzen,
  • Gewichtsverlust,
  • Zittern,
  • Haarausfall,
  • brüchige Fingernägel,
  • brüchige Haare sowie
  • Haarausfall.

Grundsätzlich treten die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion nicht gemeinsam auf. Hinzukommt, dass es sich um unspezifische Symptome handelt. Dadurch kann bei Auftreten o.g. Symptomen nicht zwangsläufig auf eine Schilddrüsenüberfunktion geschlossen werden.

Schilddrüsenüberfunktion: Behandlung

Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion ist im Wesentlichen Abhängig von der Schwere der Erkrankung. Auch das Alter sowie der Allgemeinzustand des Patienten sind bei der Wahl der Behandlung zu berücksichtigen.

Das Mittel der Wahl ist zunächst eine medikamentöse Behandlung. Hierfür kommen in der Regel sogenannte Thyreostatika zum Einsatz, welche die Neuproduktion von Schilddrüsenhormonen hemmen.

Sollte eine Normalisierung der Hormonproduktion durch Medikamenteneinnahme nicht erzielt werden können, besteht die Möglichkeit zur operativen Entfernung der Schilddrüse.

Auch eine sog. Radio-Jod-Therapie ist zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion geeignet. Hierbei verabreicht der behandelnde Arzt dem Patienten radioaktives Jod, welches sich in der Schilddrüse einlagert und das überaktive Schilddrüsengewebe zerstört. Hierbei ist es jedoch nicht unwahrscheinlich, dass eine Schilddrüsenunterfunktion ausgelöst wird, welche anschließend die regelmäßige Einnahme des Schilddrüsenhormons Levothyroxin (auch: L-Thyroxin) erforderlich macht.

Fazit

Eine Schilddrüsenüberfunktion wird in der Regel durch Morbus Basedow oder einer sog. Schilddrüsenautonomie hervorgerufen. Die Symptome sind in beiden Fällen identisch und entsprechen den klassischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion. Bei Morbus Basedow ist im Gegensatz zur Schilddrüsenautonomie eine Beteiligung der Augen möglich.

Die Schilddrüsenüberfunktion wird häufig zunächst medikamentös behandelt. Sofern die medikamentöse Therapie nicht erfolgreich ist, ist auch die Entfernung der Schilddrüse oder eine Radio-Jod-Therapie geeignet. Hierdurch kann es in der Folge jedoch zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen, was die regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) erforderlich macht.

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